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Kulinarik

So schön eine Insel in der Südsee auch ist, es muss in bestimmten Bereichen auf Manches, an das man sich in der Heimat so gut gewöhnt hat, verzichtet werden. Unregelmäßige und unzuverlässige Versorgung mit Strom, Wasser, Telekommunikation und das Fehlen von Bank und Postamt sind zu vernachlässigende Kleinigkeiten. Es sind mehr die lukullischen Genüsse, die eine Umstellung der Gewohnheiten fordern. Da ich auf der Insel weder Kuh noch Ross gesehen habe, war mir von Anfang an klar, dass ich auf frische Milch, Yoghurt und Salami verzichten werde müssen, doch es traf mich nicht allzu hart.
Die Versorgung in Zentralbougainville mit westlichen Lebensmitteln ist unterschiedlich, ich kann mich nur mit dem bedienen, was ich bei meinen drei-wöchentlichen Einkaufsfahrten in der Stadt vorfinde. Mit ein bisschen Glück gibt es Eier, Käse, Milch, Zwiebeln, Knoblauch, Mehl und Schinken, manchmal aber muss auf diese Köstlichkeiten für Wochen oder Monate verzichtet werden. Die bougainvill'sche Natur gibt jedoch auch so einige Gaumenfreuden her, und Kreativität gepaart mit Freude am Handwerken in der Küche können in kulinarischen Leckerbissen resultieren, von denen heimische Gourmets nur träumen.
 
Es beginnt schon beim Frühstück. Das selbstgebackene Brot ist mit gerösteten Kalip-Nüssen verfeinert, darauf wird Guacamole, hergestellt aus frisch gepflückten Avocados, gestrichen, oder süßen Honig aus den Bergen der Hauptinsel. Von dort stammt auch der Kaffee, der dazu getrunken wird. Die Frucht des Orangensafts im Glas daneben wurde dem Baum, an dem sie gereift ist, erst Stunden vorher entwendet. Der Neuseeländische Käse ist, zumindest für den verwöhnten westösterreichischen Geschmack, das qualitativ minderwertigste Produkt auf unserem Gabentisch. Durch die selbstgekochte Ananas-Papaya-Marmelade wird dieser Schönheitsfehler allemal wieder wettgemacht. Und wenn die Götter so wollen, bzw. wenn es vom Schiff gebracht wurde, beginnen wir den Tag sogar mit gebratenem Schinken und einem feinen Spiegelei aus der Legebatterie.
Für Zwischendurch pflücke man eine der vielen reifen Papayas im eigenen Garten, nehme sich Banane, Melone, Mandarine, Rambutan, Sternfrucht, Mango, Maracuja, Ananas oder eine andere der unzähligen Leckerein. Alternativ kann eine Buai gekaut werden, was kalorienfrei sättigt, manchmal jedoch ein wenig zu Kopfe steigen kann.
Dem Mittags- und Abendmahl sind kaum Grenzen gesetzt. Was nicht vorhanden ist, kann entweder durch Lokales ersetzt werden, oder das gewünschte Nahrungsmittel wird kurzerhand selber hergestellt.
Und wenn sich hin und wieder ein paar Fische an den Haken verfangen, werden diese in sämtlichen Variationen aufgetischt, vom panierten Filet mit gebratenen Singapur (ein der Süßkartoffel ähnliches Windengewächs), über geratenen Fisch in Kokosnussmilchsauce mit Kaukaupüree, bis hin zum Fischburger. Wenn Mathias zwischendurch so nett ist und Langusten und anderes Krabbelgetier vom Meeresgrund pflückt und zu meinem Palast trägt, werden eben diese Meeresfrüchte geknackt.
Immer wieder gibt es im Koromira Inn "Italien-Tage", das heißt Pizza, Lasagne mit Nudeln aus eigener Herstellung, Spaghetti Bolognese oder Penne con funghi e crudo. Letzteres ist natürlich nur nach einem erfolgreichen Einkauf in Buka möglich. Grundsätzlich wird international gekocht, Bestes aus allen Herrenländer wird dargeboten: Österreich, Italien, Schweiz, Frankreich, Spanien, Bulgarien, China, Indien, Mexiko, Panama, Thailand und Papua-Neuguinea sind nur ein Auszug der Länder, deren Speisen in Koromira angeboten werden. Da gelegentlich auch mal in die Hauptstadt geflogen wird, bzw. dann und wann Besuch vom Festland auftaucht, landen manchmal sogar Origano und Salami auf der Pizza, in der Pfanne brät ein an die Heimat erinnernder Riebl oder der frische Fisch wird in eine Sauce Tartare getaucht.
 
Da wir uns aber in einer Gegend befinden, die sich auch in kulinarischer Hinsicht von Mitteleuropa unterscheidet, findet ständig ein reger Wissensaustausch statt. Auf beiden Seiten wird probiert, gelehrt und gelernt. Ich lerne eine Vielzahl von Früchten und Gemüse, mir wird erklärt wie im Erdofen, dem Mumu, oder in Bambus gekocht wird, wie die Sago-Palme zu Mahlzeiten verarbeitet wird, oder ich lade auf Pizza und Nudeln mit Rahmsauce ein, und einmal hatte ich sogar die Ehre, meiner liebsten Marktfrau Martha und zwei ihrer Töchter zu zeigen, wie aus Mehl und Ei Nudeln und Palatschinken gezaubert werden können.
Bei vielen Gelegenheiten bekomme ich die Möglichkeit auf ein heiteres Degustieren der Bougainvill'schen und Papua-Neuguinesischen Kochkunst. Meist sind es Süßkartoffeln, Kochbananen, Maniok, geräucherter Fisch, Huhn oder Schwein, manchmal aber auch Tama Tama, das bei verschiedensten Ritualen erst ins Gesicht geschmiert und dann verspeist wird.
 
Kleine technische Zwischenfälle tun der Koch- und Esslust keinen Abbruch, einen solchen möchte ich zum Ende meines kulinarischen Reports schildern:
Es begab sich, dass ich auf dem Rückweg einer Bukafahrt im Hause Dete für eine Nacht Einzug hielt, wobei sich herausstellte, dass sich des Hausherren Gasflasche ohne Vorwarnung geleert hatte. Dies wäre weiters nicht tragisch, wäre da nicht die aktuelle Gasflaschenknappheit in Arawa. Wir retteten unser freitägliches Abendessen mit Detes elektrischer Kochplatte und dem Generator. Freundschaftlich wies ich ihn auf den Leichtsinn hin, keine Reserveflasche vorrätig zu haben, obwohl die verwendete schon im zwölften Einsatzmonat stand. Diese dezente Kritik konnte ich nur wohlwissend meines reichlichen Gasvorrats in Koromira äußern, befand sich doch unter meinem Hause eine Flasche der doppelten Kapazität, die erst wenige Monate im Gebrauch war. Im Geiste notierte ich mir jedoch, die leere Ersatzflasche demnächst mit einer vollen auszutauschen.
Am Sonntag, zwei Tage nach meiner Rückkehr nach Koromira, ging dann während des Brotbackens am Sonntag unerwarteterweise die Flamme im Herd aus. Nicht weiter schlimm, am folgenden Tag hielt ich an der Straße einen hilfsbereiten PMV-Fahrer auf und bat ihn, die leere Gasflasche mitzunehmen und gegen eine volle auszutauschen. Ich wusste, dass am Freitag noch drei Gasflaschen in der von mir benötigten Größe in Arawa vorrätig waren, und die Wahrscheinlichkeit, dass alle drei am Wochenende verkauft wurden, war gleich Null. Am Nachmittag kam der nette Mann dann auch vor mein Haus gefahren, lud die Flasche ab, zu meinem Erstaunen mit unglaublicher Leichtigkeit. Als er mich über die nicht vorhandenen 45 kg Gas in der Flasche aufklärte wich das Staunen einer leichten Besorgtheit. Dieses Malheur musste ausgerechnet einen Tag nach der Fertigstellung meines neuen, funktionell und designtechnisch höchst raffinierten, hölzernen Knöpflehobels passieren. Ich biss mir in den Arsch, wurde aber auch davon nicht satt. Die kommenden Tage wurde kalt gegessen und auf den schmackhaften Kaffee zum Frühstück verzichtet. Als dann alles kalt Genießbare aufgebraucht wurde erkundigte ich mich bei Bernard nach feuerholzreichen Gebieten in der Gegend um die Schule. Er warnte mich vor dem gefährlichen Bougainvill'schen Dschungel und versprach mir, mein Problem noch am selben Tag zu lösen. Tatsächlich, am Nachmittag stellte er mir meinen neuen Freund, einen frisch geschweißten Sägespäne-Ofen vor. Nachdem er mir die Handhabung dieses Wunderdings erklärt und demonstriert hatte, machte ich mich daran, endlich wieder ein warmes Essen zu kochen.
Am nächsten Tag kam dann auch mein Knöpflehobel zum Einsatz. Es entstanden die definitiv besten Käsknöpfle im gesamten Südpazifischen Raum. Gleichzeitig war dieses Abendessen auch eine Weltpremiere für das Vorarlberger Nationalgericht, denn noch nie wurde diese Speise auf einer solchen Feuerstelle mit solchem Arbeitsmittel gekocht, und schon gar nicht auf Bougainville.
So erlebten ich und mein Ofen noch viele gemütliche Stunden unter meinem Haus und beide genossen die traute Zweisamkeit bei Sonnenauf- und untergängen mit so mancherlei köstlichen Gerichten.
 
Wir sehen also, die Verköstigung in meinem kleinen, schönen Reich ist fürstlich und reichhaltig und kein noch so unangenehmer Zwischenfall vermag es, dies zu ändern. Die dunkle Seite dieser Tatsache lässt sich um meinen Bauch immer deutlicher erkennen...

Langusten

Frische Langusten mit Kaukau, Bohnen- und Tomatensalat

Nudeln

Nudeln aus eigener Produktion

Lasagne

Lasagne aus eben diesen Nudeln

Pizza

Mit Sicherheit die beste Pizza in ganz Papua-Neuguinea

Riebl

Seltener, ans Ländle erinnernder Riebl

PNG-Gemüse

Kochbanane, Singapur, Süßkartoffel und Taro

Fisch

Geräucherter Fisch

PNG-Küche

Bestes lokales Essen

Sägespäne-Ofen

Sägespäne-Ofen

Der wunderbar funktionierende Sägespäne-Ofen

Spätzle-Hobl

Homemade-Knöpflehobl zur Herstellung...

Käsknöpfle

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